Hochwasserschutz Hengersberger Ohe links
Vorgeschichte und Ausbauziel
Die Baumaßnahme „Hochwasserschutz Hengersberger Ohe links“ stellt für den bebauten Polder Hengersberg/Niederalteich einen weiteren wichtigen Schritt zum Ausbau des Hochwasserschutzes entsprechend dem Landesentwicklungsprogramm Bayern dar. Demnach sollen die Hochwasserschutz-anlagen zukünftig Siedlungsbereiche gegen ein 100-jährliches Hochwasserereignis (HQ100) schützen. Die bestehenden Hochwasserschutzanlagen an der linken Seite der Hengersberger Ohe gewährleisten nur einen Schutz vor einem 30-jährlichen Hochwasser. Durch die dichte Besiedlung und die großen Überflutungshöhen im Falle eines Deichversagens besteht hier ein großes Schadens- und Gefährdungspotential. Bei einem HQ100 der Donau würde sich derzeit das Überschwemmungsgebiet bis etwa zum Marktplatz Hengersberg und über das gesamte Industriegebiet Hengersberg erstrecken. Mit dem Vorhaben wird der Hochwasserschutz für Siedlungs- und Gewerbeflächen des Marktes Hengersberg, des Ortsteils Altenufer sowie für das Gewerbegebiet Kainzacker der Gemeinde Niederalteich wesentlich verbessert.Beschreibung der Baumaßnahme
Das Vorhaben umfasst im Wesentlichen: die Erhöhung des bestehenden linksseitigen Ohedeichs von der Staatsstraße 2125 bis zum Hengersberger Wehr auf einer Länge von 3,7 km, davon mit aufgesetzten Hochwasserschutzwänden auf einer Länge von 1,6 km, den Neubau des Schöpfwerkes Altenufer, den Bau von vier mobilen Hochwasserschutzverschlüssen bei Durchfahrten bzw. Durchgängen im Bereich der neuen Hochwasserschutzwände, die Anpassung von deichquerenden und deichparallelen Leitungen sowie die Durchführung von naturschutzfachlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die Baumaßnahme befindet sich links der Hengersberger Ohe und verläuft circa 3,7 Kilometer von der Staatsstraße 2125 bei Altenufer bis zum Hengersberger Wehr. Der vorhandene Ohedeich wird um circa 0,5 bis 1,1 m in Erdbauweise erhöht und in Richtung Landseite verbreitert. In Bereichen, wo der Platz für eine Deichverbreiterung nicht ausreicht, wird eine Hochwasserschutzwand aus Beton errichtet. An mehreren Stellen werden Öffnungen in der Wand angelegt, um den direkten Zugang zum Deichvorland zu erhalten. Diese Öffnungen werden bei Hochwasser durch mobile Verschlüsse geschlossen. In die Deiche wird durchgängig eine Stahlspundwand als Deichinnendichtung und Gründung der Hochwasserschutz-wände eingebracht. Diese erhöht die Anlagensicherheit bei Hochwasser und stellt einen Schutz gegen Durchwurzelung und Wühltiere sicher. Das bestehende Schöpfwerk Altenufer, das seit 1977 den Ortsteil Altenufer entwässert, wird abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt, der die nun geltenden Anforderungen an den Hochwasserschutzgrad (HQ100) erfüllt. Durch die Baumaßnahme sind zudem diverse Sparten betroffen, die eine Anpassung auf den aktuellen Stand der Technik oder eine Verlegung erfordern. Die größte Anpassung betrifft hierbei einen Mischwasserkanal des Zweckverbandes Abwasserbeseitigung, der auf circa 1,0 km Länge parallel zur Hengersberger Ohe neu zu verlegen ist. Der erhöhte Deich und das neue Schöpfwerk sollen in Zukunft vor rückgestautem Donauhochwasser und Eigenhochwasser der Hengersberger Ohe schützen. Voll wirksam wird der Schutz vor Donauhochwasser aber erst, wenn der Hochwasserschutz Niederalteich sowie der Ausbau der Donau- und Ohedeiche unterstrom von Gundelau bis nach Winzer fertiggestellt sind. Für den Schutz vor dem Eigenhochwasser der Hengersberger Ohe ist das Schutzsystem oberhalb des Hengersberger Wehres bis zum Hochrand zu vervollständigen.Binnenentwässerung
Das anfallende Niederschlagswasser, welches nicht über die Mischwasserkanalisation zur Kläranlage abgeführt wird, läuft dem Schöpfwerk in Altenufer zu, welches sich am tiefsten Punkt des Polders befindet. Dort sammelt sich auch das bei Hochwasser binnenseitig entstehende Drängewasser und wird aus dem Polder in die Hengersberger Ohe gepumpt. Das Einzugsgebiet und der zulässige Binnenwasserspiegel des Schöpfwerks ändern sich nicht. Die künftige Leistungsfähigkeit des Schöpfwerks beträgt 850 l/s. Es wird in aufgelöster Bauweise mit Hochbau und Mahlbusen ausgeführt und mit zwei Pumpen mit gleicher Förderleistung ausgerüstet.
Ökologische Ausgleichsmaßnahmen
Eingriffe in Natur und Landschaft sind durch Maßnahmen des Naturschutzes auszugleichen. Unvermeidbare Eingriffe in den Naturhaushalt werden kompensiert. Als ökologische Ausgleichsmaßnahme entsteht ein lichter Auwald südlich des neuen Schöpfwerks Altenufer als optimierter Lebensraum für den Eremitenkäfer. Dies geschieht durch Auslichten aller standortfremden Gehölze und Erhaltung der vorhandenen Weiden. Durch offene Bodenstellen wird die Ansiedlung von neuen Weiden gefördert. Eine in diesem Bereich befindliche Linde, die als Fortpflanzungsstätte für den Eremitenkäfer eingestuft worden ist, wurde umgesetzt. Westlich der Fischweiher in Altenufer wurde bereits eine Ausgleichsfläche für Zauneidechsen außerhalb des Baufeldes geschaffen, die dauerhaft erhalten bleibt. Ein mehrmaliges Einsammeln und Umsetzen der Zauneidechsen aus dem Baubereich gewährleistet den bestmöglichen Schutz der vorhandenen Population. Auf einer externen Ausgleichsfläche wird durch Mähgutübertragung aus einer nahegelegenen artenreichen Spenderfläche eine Extensivwiese entwickelt. Im Maßnahmenbereich werden geschützte Biotope und Arten durch das Aufstellen von Zäunen und Bauzeitenbeschränkungen geschützt.
Finanzierung, Planung und Abwicklung der Maßnahme
Bauherren für den Hochwasserschutz Hengersberger Ohe links sind die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern. Beide Vorhabensträger werden durch das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf vertreten, welches die Planung und Abwicklung übernimmt. Die veranschlagten Kosten für die Gesamtmaßnahme einschließlich Sonderbauwerke und Grunderwerb betragen nach der Kostenberechnung ca. 24 Mio. € brutto. Der Markt Hengersberg und die Gemeinde Niederalteich beteiligen sich an den Kosten.
Technische Daten
- Deichlänge: ca. 3.700 m
- davon mit aufgesetzter Hochwasserschutzwand: ca. 1.600 m
- Deichinnendichtung: ca. 20.000 m²
- Pumpenleistung Schöpfwerk Altenufer: 850 l/s (2 Pumpen)
Geplante Bauzeit
September 2023 bis Ende 2025