Renaturierung Untere Isar
Im Mündungsgebiet treffen mit Isar und Donau zwei unterschiedliche Flüsse aufeinander und bilden eine Auenlandschaft von mitteleuropäischer Bedeutung.
Der Ausbau der Isar (Korrektion) im 19. Jahrhundert und der Bau des Hochwasserschutzes mit einem begleitenden Deichsystem im 20. Jahrhundert haben dem Fluss viel von seiner Ursprünglichkeit und Gestaltungskraft genommen.
Gleichzeitig wurde die Isar im Zuge der aufkommenden Stromerzeugung an vielen Stellen aufgestaut.
Der Fluss war fortan gezwungen, sein Transportvermögen von immerhin rund 25.000 Kubikmeter Kies pro Jahr durch Abgrabung der eigenen Flusssohle zu decken, was letztlich Erosion und Eintiefung mit sich brachte. In der Folge mussten zahlreiche Querbauwerke errichtet werden um die Flusssohle zu stützen.
Ausbau und Fixierung der Isar haben mitunter dazu geführt, dass über Jahrzehnte hinweg feinsandige Ablagerungen an den Ufern und in die Aue hinein möglich waren. So konnten dort Hochwassersedimente mit bis zu 1,5 Metern Mächtigkeit entstehen. Diese Tendenz hat sich in letzter Zeit nochmals verschärft. Vermehrte Starkniederschläge und Flächenerosion infolge geänderter Landnutzung sowie der zunehmende Ausbau der Entwässerungsinfrastruktur haben Einschwemmungen von Feinsedimenten in unsere Gewässer spürbar verstärkt.
So ist im Mündungsgebiet der Isar wie an vielen anderen Flüssen Bayerns eine Entwicklung zu beobachten, die mit sinkenden Wasserständen durch Sohlerosion und emporwachsenden Ufern die Wechselwirkungen zwischen Fluss und Aue zunehmend unterbindet und die Verlandung der Altwasserlandschaft fördert.
Das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf arbeitet seit Jahrzehnten an Konzepten, die geschilderten nachteiligen Wirkungen zu beheben. Die ökologisch äußerst wertvollen Isarauen bilden dabei ein Spannungsfeld zwischen notwendigen baulichen Eingriffen und Belangen des Naturschutzes.
Nach langen Jahren kritischer Auseinandersetzung haben sich Wasserwirtschaft und Naturschutz in einer vorbildlichen Kooperation zu einem gemeinsamen Projekt zusammengefunden, um naturnahe Konzepte zu verwirklichen, die von beiden Seiten mitgetragen werden.
Zielsetzung aller Maßnahmen ist eine weitgehende Renaturierung von Fluss und Aue, bei Beachtung der notwendigen Sohlstabilität und des Hochwasserschutzes.
Der Gefahr von Sohlerosion wird seit 1999 durch regelmäßige Zugabe von Kies in die Isar begegnet. Damit wird der ausbleibende, natürliche Zustrom von Geschiebe aus dem alpinen Raum auf künstliche Art und Weise nachgestellt. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und die Wasserwirtschaftsverwaltung Bayerns arbeiten hierbei zusammen und verfrachten Überschusskies aus Donaubaggerungen als Zugabematerial bei Plattling in die Isar. Die Isar trägt den Kies dort nach Bedarf ab und nimmt ihn wie im natürlichen Zustand talwärts mit in Richtung Donau.
Er stützt zunächst die Isarsohle und landet nach einer Driftstrecke von rund acht Kilometern wieder in der Donau, um auch hier stabilisierende Wirkung zu entfalten.
Ein schöner Nebeneffekt dieser Kiesdotation ist die fortwährende Neubildung der isartypischen Kiesbänke, die als optimale Laichplätze für die heimischen Strömungsfische wie Huchen, Nase, Barbe, Nerfling, Frauennerfling usw., fungieren.
Das allein reicht aber noch nicht. Um den Flusslauf der Isar bei steigenden Abflüssen zu entlasten und die Aue wieder mit neuem Leben zu erfüllen, muss das Flussbett weiter und flacher werden und Hochwasser wieder leichter in die Aue gelangen. Dazu müssen vor allem Hochwassersedimente im Uferbereich abgetragen und aus der Aue entfernt werden. Hilfreich sind auch gezielte Ausleitungen in die Aue, wo Alt- und Seitenarme sowie noch vorhandene Rinnen und Seigen wiederbelebt werden können.
Dies fördert nicht nur die Auendynamik, sondern auch naturnahe Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt der Flussaue.
Allen voran die Fischfauna profitiert von diesen Entwicklungen.
Ausgebaute Flüsse bieten wenig Strukturen, Deckung, Nahrung, Laichplätze und Habitate. Mit Umsetzung der Renaturierungen entstehen dagegen wieder vielfältige Lebensräume, von denen letztlich alle Bewohner der Flussaue profitieren.
Seit 2016 führt das Wasserwirtschaftsamt ständig Maßnahmen zur Renaturierung und Strukturverbesserung im Isarmündungsgebiet durch.
Dabei konnten etwa 3,5 km Ufer renaturiert und 400.000 m³ Hochwassersediment abgetragen werden. Es entstanden neue Stillgewässer und durchströmte Nebenarme, sowie etwa 25 ha neue Weicholzaue und 12 ha Hartholzaue. Einige Altarme und Altwasser sind in die Auendynamisierung mit einbezogen und können so für die Zukunft erhalten werden.
Mit der Anlage der neuen Gewässerstrukturen können vielfältige Vernetzungen mit der verbliebenen Flussaue verwirklicht und dort auch wieder dynamische Entwicklungen angestoßen werden. Im Anschluss an die bauliche Umsetzung der Maßnahmen wird jeweils durch Pflanzung mit standortgerechten und autochthonen Bäumen und Sträuchern die Entwicklung einer naturnahen Aue gefördert.
Begleitend zu den Baumaßnahmen im Isarmündungsgebiet wird ein umfangreiches fischökologisches Monitoring durchgeführt. Die bisherigen Ergebnisse dieses Monitorings sind vor allem im Hinblick auf die rheophilen Fischarten sehr vielversprechend. Auch der Huchen wird im Isarmündungsgebiet wieder regelmäßig nachgewiesen.
In diesem Gebiet sind auch in Zukunft noch viele Maßnahmen zur Renaturierung und Strukturverbesserung möglich.