Die Trinkwassertalsperre Frauenau

Der Bayerische Wald zählt mit durchschnittlich 1000 Millimeter Jahresniederschlag zu den regenreicheren Regionen in Deutschland. Weil aber der felsige und lehmige Untergrund diese Wassermengen nicht speichern kann, ist es trotzdem nicht möglich, die Bevölkerung und die Industrie sicher mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Der fehlende natürliche Speicher im Untergrund wurde deshalb durch einen künstlich geschaffenen Speichersee ersetzt - die Trinkwassertalsperre Frauenau.

Die Talsperre fasst genügend Wasser, um eine halbe Million Menschen über mehrere Trockenjahre hinweg mit Trinkwasser versorgen zu können. Das Sperrenbauwerk selbst mit dem Speichersee liegt nordöstlich von Frauenau im Landkreis Regen. Die Talsperre wird vom Kleinen Regen und vom Hirschbach gespeist.

Seitlicher Blick auf den Stausee Bild vergrössern Seitlicher Blick auf den Stausee

Wassernot und Zweckverband

Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre führten mehrere Trockenperioden zu katastrophalen Wassernotständen im Bayerischen Wald. Viele gemeindliche Quellen und die meisten Privatbrunnen versiegten. Menschen und Tiere mussten damals unter großen Anstrengungen von außerhalb mit Wasser versorgt werden.
Die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung stellte daraufhin einen Plan zur nachhaltigen Sicherstellung der Wasserversorgung in der Region auf. Er sah vor, den Wasserbedarf im Bayerischen Wald aus einer Trinkwassertalsperre am Kleinen Regen zu decken. Die Gebiete südlich der Donau sollten aus dem Grundwasserpumpwerk Moos bei Plattling versorgt werden.

Die Versorgung mit Trinkwasser ist zwar eine Pflichtaufgabe der Gemeinden, wo aber die örtlichen Wasservorkommen nicht ausreichen, muss diese Aufgabe mit Hilfe eines überörtlichen kommunalen Verbandes bewältigt werden. Deshalb schlossen sich die meisten Landkreise des Bayerischen Waldes am 28.November 1963 zum Zweckverband "FernWasserversorgung Bayerischer Wald" zusammen.
Erster Vorsitzender wurde der kommunalpolitische Hauptakteur in dieser Sache, Landrat Max Binder. Mittlerweile wurde der Zweckverband treffenderweise umbenannt in "Wasserversorgung Bayerischer Wald (WBW)", weil er sein Produkt, "das Waldwasser" aus der Region bezieht und in der Region abgibt.

Die heutigen Mitglieder des Zweckverbandes sind die Landkreise Cham, Deggendorf, Dingolfing-Landau, Freyung-Grafenau, Passau, Regen, Straubing-Bogen und die Große Kreisstadt Deggendorf. Der Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, liefert als Bauherr und Betreiber der Trinkwassertalsperre Frauenau das Wasser aus dem Speicher zum Selbstkostenpreis an den Zweckverband. Dieser bereitet es auf und gibt es an die gemeindlichen Wasserversorgungsunternehmen ab. Der Zweckverband selbst beliefert keine Endverbraucher.

Einzugsgebiet

Das Wassereinzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Frauenau umfasst rund 30 Quadratkilometer. Es liegt in einer ausgeprägten Mittelgebirgslandschaft, dem hinteren Bayerischen Wald, rund 10 Prozent des Einzugsgebietes liegen auf tschechischem Einzugsgebiet. Das gesamte Gebiet ist unbewohnt. Der größte Teil gehört zum Nationalpark Bayerischer Wald. Zum Schutz des gespeicherten Wassers vor Verunreinigungen wurden Wasserschutzgebiete ausgewiesen.

Die Talsperre

Die Trinkwassertalsperre Frauenau wurde zur Bewirtschaftung des hiesigen Wasserschatzes errichtet. Die Untergrund- und Geländeverhältnisse, sowie die gewässerkundlichen Merkmale der aufzustauenden Gewässer bestimmten ganz entscheidend die Wahl des Sperrenstandortes, die Gründung, sowie die Form und den Aufbau des Dammes.
Ziel war ein Optimum an Funktionsfähigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Die Pläne für die Talsperre wurden in den Jahren 1970 bis 1975 vom Talsperrenbüro der Bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung erstellt.
Die Bauausführung dauerte von 1976 bis 1984. Die Gesamtbaukosten betrugen 140 Millionen DM.

Das Wasser verlässt den See über den Entnahmeturm als Rohwasser, treibt zunächst eine Turbine an und wird dann in der Aufbereitungsanlage der WBW in Flanitz bei Frauenau zu Trinkwasser aufbereitet. Das Restwasser für den Kleinen Regen wird permanent über ein Einlaufbauwerk am Seetiefsten abgegeben.

Die Sperrenstelle mit Hauptdamm

Der Standort für das Sperrenbauwerk des Trinkwasserspeicher wurde aufgrund folgender Vorteile gewählt:

  • Die aufgestauten Bäche führen an dieser Stelle bereits ausreichend viel Wasser, um Trinkwasser für eine halbe Million Menschen gewinnen zu können,
  • im Einzugsgebiet bestehen keine konkurrierenden Nutzungen, die die Qualität des Wassers beeinträchtigen könnten und
  • der Stausee ist so hoch gelegen, dass das Trinkwasser im freien Gefälle, also ohne es pumpen zu müssen, zu den meisten Wasser-abnehmern geleitet werden kann.

Beim Hauptdamm handelt es sich um einen Steinschüttdamm mit zentraler Lehmkerndichtung.

  • Höhe: ca. 85 m (größte Höhe über Gründungssohle)
  • Kronenlänge: 640 m
  • Bauwerksvolumen: 2,5 Mio. m³
  • Stauziel: 767 m ü. NN
  • Freibord: 2,5 m
  • Stauraum bei Stauziel: 20,8 Mio. m³
  • Gesamtstauraum: 21,7 Mio. m³
  • Betriebsraum: 18,1m Mio. m³
  • Reserveraum: 2,7 Mio. ³
  • Hochwasserrückhaltebecken: 0,9 Mio. m³
  • Speicheroberfläche bei Stauziel: 91 ha

Die Vorsperren

Bevor die beiden Zuläufe, der Kleine Regen und der Hirschbach, in den Speichersee münden, durchströmen sie Rückhaltesperren. Diese haben die Aufgabe, Geschiebe, Schwebstoffe und Schwimmstoffe aus dem Einzugsgebiet aufzufangen und zurückzuhalten. Etwa alle zwei Jahre werden die Vorsperren entleert und geräumt. Bei den beiden Vorsperren handelt es sich ebenfalls um Steinschüttdämme mit zentraler Lehmkerndichtung.

  • Höhe: ca. 10 m
  • Mönchbauwerke: Entleerung, Zuflussmessung
  • Hochwasserentlastung: überströmbarer Damm
  • Tauchwände: Rückhalt von Treibzeug und Geschiebe

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