Hochwasserschutz Fischerdorf - linker Isardeich

Vorgeschichte und Ausbauziel

Der große und teils dicht besiedelte Polder Fischerdorf wird im Norden durch die Donau und im Südosten durch die Isar begrenzt. Das Hochwasserschutzsystem des Polders wurde in den 1930er Jahren errichtet. Der Polder Fischerdorf ist sowohl durch die Donau als auch durch die Isar hochwassergefährdet.
Die schwächste Stelle im Hochwasserschutzsystem ist derzeit der bestehende Isardeich im Bereich des Rückstaueinflusses der Donau. Beim Hochwasser im Juni 2013 wurde dies durch den Bruch des Isardeichs am 04.06. nachdrücklich bestätigt.

Die bestehenden Hochwasserschutzanlagen bieten Schutz vor einem ca. 30-jährlichen Hochwasser. Nach dem Landesentwicklungsprogramm Bayern sollen besiedelte Gebiete vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis geschützt und Retentionsräume erhalten werden. Mit dem Projekt „Hochwasserschutz Fischerdorf - linker Isardeich“ werden diese Vorgaben umgesetzt. Die Maßnahme stellt nach dem bereits erfolgten Ausbau des Donaudeiches von Mettenufer bis oberhalb Schöpfwerk Saubach und dem im Bau befindlichen Schöpfwerk Saubach (mit Deichlückenschluss) einen weiteren wichtigen Schritt für den Hochwasserschutz des Polders Fischerdorf dar und bildet gleichzeitig den Flankenschutz gegenüber Überschwemmungen der Isar.

Beschreibung der Baumaßnahme

Hochwasserschutzdeich

Der neue ca. 3.500 m lange Hochwasserschutzdeich (Isardeich) wird als zweite Deichlinie in rückverlegter Trasse errichtet. Der bestehende Isardeich bleibt als 1. Deichlinie erhalten. Der neue Deich beginnt südlich von Scheuer und schließt dort an den bestehenden Isardeich an. Der nördliche Anschluss ist der Straßendamm der Autobahn A3. Auf kompletter Länge wird der ca. 4 bis 5 m hohe Deich mit landseitigen Deichwegen errichtet. Diese dienen dem Unterhalt, der Deichverteidigung und der Zuwegung bei der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen. Um das Wegenetz im Deichvor- und Deichhinterland zu verbinden, werden entsprechende Deichüberfahrten vorgesehen. Die Deiche werden mit einer Innendichtung aus Stahlspund- und Erdbetonwänden versehen. Die Innendichtung bindet nur geringfügig in grundwasserführende Schichten ein und verändert die Grundwasserverhältnisse nicht.

Sielbauwerk für Gewässerkreuzung Bild vergrössern Neues Sielbauwerk

 

Binnenentwässerung

Der neue Deich kreuzt mehrere Bäche und Gräben. An diesen Stellen werden Sielbauwerke errichtet, insgesamt vier Stück. Diese bleiben bis zu einem etwa 30-jährlichen Hochwasserereignis offen. Bei selteneren Hochwasserereignissen wird der bestehende Isardeich (1. Deichlinie) überströmt und der Polderbereich zwischen altem und neuem Deich füllt sich. Die Sielbauwerke im neuen Deich werden geschlossen und der Einstau des neuen Isardeichs beginnt. Die Binnenentwässerung im Hochwasserfall erfolgt im Wesentlichen über zwei neue Entwässerungsgräben, die binnenseits parallel des Deiches verlaufen. Das anfallende Wasser wird bis an den Autobahndamm der A3 und über einen bestehenden Durchlass auf die andere Seite der Autobahn zum Schöpfwerk Saubach geführt und von diesem in die Donau gepumpt. Im Normalfall (d.h. kein Hochwasser) sind die neuen Sielbauwerke offen und die Binnenentwässerung erfolgt wie bisher im bestehenden Graben und Bachsystem.

Im südlichen Bereich der Maßnahme quert eine bestehende Wasserversorgungsleitung den neuen Deich. Dort wird ein Kreuzungsbauwerk einschließlich der erforderlichen Anpassungsmaßnahmen an der Wasserversorgungsleitung errichtet.

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen

Um die im Zuge der Baumaßnahme erforderlichen unvermeidbaren Eingriffe in die Natur zu kompensieren, sind Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen erforderlich. Auf ehemaligen Ackerflächen wird Extensivgrünland entwickelt und durch die Optimierung des Reliefs zusätzlich aufgewertet (Herstellung flacher Mulden). Dadurch entstehen in kleinräumigem Wechsel unterschiedliche Standortverhältnisse.
Neben der Herstellung von Amphibienhabitaten werden im großen Umfang neue Hart- und Weichholzauwälder durch Neupflanzungen bzw. Umwandlung von bestehenden Forstflächen entwickelt. Darüber hinaus ist auf den Deichböschungen die Entwicklung von artenreichem, magerem Grünland durch Verwendung von autochthonem Saatgut geplant.

Finanzierung der Maßnahme

Bauherren für den Hochwasserschutz sind die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern, gemeinsam vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf.
Die Europäische Union fördert das Projekt im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit dem IWB-Programm.
Die veranschlagten Kosten für die Gesamtmaßnahme betragen ca. 21,2 Mio. Euro.

Planung und Bauausführung

Die Planung und Abwicklung der Baumaßnahme, einschließlich Grunderwerb, Bauüberwachung und Abrechnung erfolgen durch die RMD Wasserstraßen GmbH.

Technische Daten

  • Deichlänge: ca. 3.500 m
  • Erdbewegungen: ca. 340.000 m3
  • Deichinnendichtungen: ca. 28.000 m2
  • davon mit Stahlspundwänden: ca. 4.000 m2
  • Straßen- und Wegebau: ca. 30.000 m2
  • Stahlbeton: ca. 900 m3

Bauzeit:

Mai 2014 bis Dezember 2017