Neubau Schöpfwerk "Fischerdorf am Saubach"

Vorgeschichte und Ausbauziel

Das Schöpfwerk Fischerdorf am Saubach liegt im Stadtteil Fischerdorf der Großen Kreisstadt Deggendorf. Es befindet sich rechts der Donau circa 1 km oberhalb der Isarmündung in direkter Nähe der Donaubrücke „Deggenau“ der Autobahn A3. Das Schöpfwerk ist Bestandteil des Binnenentwässerungssystems
des großen Polders Steinkirchen – Fischerdorf, welcher durch die Donau im Norden und die Isar im Süd-Osten begrenzt wird. Der Hochwasserschutz für den Polder wird durch ein in den 1920er und 1930er Jahren errichtetes Deichsystem sichergestellt, das Schutz gegen ein ca. 30-jährliches Hochwasser bietet.

Gemäß Landesentwicklungsprogramm Bayern sollen besiedelte Gebiete und wichtige Infrastruktureinrichtungen vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis (HW100) geschützt werden. Das bestehende Hochwasserschutzsystem muss dazu ausgebaut und das Binnenentwässerungssystem entsprechend angepasst und ertüchtigt werden. Zwischen der Eisenbahnbrücke Deggendorf und dem bestehenden Schöpfwerk „Fischerdorf am Saubach“ wurde der Hochwasserschutzdeich bereits für einen Schutzgrad HW100 ausgebaut. In Natternberg wird derzeit der Deich in rückverlegter Trasse neu gebaut. Mit dem Neubau des Schöpfwerkes „Fischerdorf am Saubach“ wird ein weiterer wichtiger Schritt zum Schutz des Polders Steinkirchen - Fischerdorf vor einem 100-jährlichen Donau-Hochwasser verwirklicht.

Binnenentwässerung / Schöpfwerksneubau

Die Binnenentwässerung im Polder erfolgt über ein komplexes Grabensystem und mehrere Schöpfwerke. Bei niedrigen Donauwasserständen entwässern die Gräben durch in den Deichen angeordnete Durchlässe mit Verschlüssen, sogenannte Siele, welche bei steigender Donau zum Schutz des Binnenlandes geschlossen werden. Das sich im Polder sammelnde Wasser, z.B. durch Niederschläge oder Drängewasser aus Donau und Isar, wird dann durch Schöpfwerke mittels Pumpen in die Donau gefördert.

Das bestehende Schöpfwerk (Baujahr 1933) kann mit seinen 4 Pumpen, die 5.100 Liter pro Sekunde fördern, die neuen hydrologischen Anforderungen nicht mehr bewältigen. Es wirddaher durch einen Neubau ersetzt, um den Hochwasserschutz für den Polder auch in Zukunft sicher zu stellen. Das neue Schöpfwerk wird zwischen dem Bestehenden und der Autobahnbrücke angeordnet.

Das Schöpfwerk wird mit insgesamt fünf Maschinensätzen ausgerüstet. Die einzelnen Pumpen schalten je nach anfallender Wassermenge gestaffelt nacheinander zu. Maximal können künftig bis zu 9.000 Liter pro Sekunde gegen den Druck eines hundertjährlichen Hochwassers (ca. 5 m) gefördert werden.

Für den Fall eines Stromausfalls wird ein mobiles Notstromaggregat in einem separaten Hallengebäude neben dem Schöpfwerk vorgehalten.

Zum Schutz gegen Treibgut werden an den Einlaufkammern des Schöpfwerkes Rechen angeordnet, welche zur Betriebssicherheit mit einer automatischen Rechenreinigungsmaschine gereinigt werden können.

Das dem Schöpfwerk vorgelagerte Rückhaltebecken, der sogenannte Mahlbusen, wird zur Betriebsverbesserung der Anlage deutlich vergrößert.

Der Hochbau des Schöpfwerkes, in dem die Maschinenhalle und eine Schaltwarte untergebracht sind, hat eine Grundfläche von ca. 20 m x 10 m. Das Gebäude wird teilweise in den Deich integriert und fügt sich somit gefällig in das Landschaftsbild ein.

Hochwasserschutzdeiche

Bestandteil der Maßnahme ist zugleich der Deichlückenschluss zwischen dem Schöpfwerk Fischerdorf am Saubach und der Autobahn (BAB A3) mit einer Ausbauhöhe auf HW100 plus Freibord.

Hierzu wird zwischen dem neuen Schöpfwerk und dem Autobahndamm auf ca. 110 m Länge ein neuer Deich mit einer Höhe von etwa 4,5 m errichtet, welcher an die Strassenböschung der Autobahn angeschlossen wird. Er erhält eine Stahlspundwand als Innendichtung.

Der bestehende Deichabschnitt zwischen dem neuen Schöpfwerk und der Autobahnbrücke „Deggenau“ wird durch Einbringen einer Stahlspundwand ertüchtigt und dient als Leitdeich zum Schutz des Widerlagers der Autobahnbrücke. Die Isarstraße wird im Bereich zwischen der Brücke über den Saubach und der Autobahnbrücke in einer neuen Trasse als Deichüberfahrt über den neuen Deichlückenschluss ausgebildet.

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen

Obwohl die Maßnahme „Neubau Schöpfwerk Fischerdorf am Saubach“ eine vergleichsweise geringe Flächeninanspruchnahme erfordert, kommt es dennoch zu unvermeidbaren Eingriffen in den Naturhaushalt, welche ausgeglichen werden. Hierzu erfolgt unter anderem eine ökologische Aufwertung von ehemaligen Straßen- und Ackerflächen durch Umwandlung und Entwicklung zu Extensivgrünland mit Geländestrukturierungen. Entlang der Isarstraße wird eine Baumreihe mit gebietsheimischen Bäumen gepflanzt und im Bereich des Donau-Altwassers sind Anpflanzungen von Auegehölzen vorgesehen.

Besonderes Augenmerk wird auf die Fischfauna gelegt. So wird die ökologische Durchgängigkeit für Fische zwischen dem Donau-Altwasser und dem Saubach durch eine fischgerechte Ausgestaltung des Sielbauwerks gewährleistet. Weiterhin wird durch geeignete Maßnahmen die Gefahr einer Schädigung der Fischpopulation durch den Pumpbetrieb des Schöpfwerkes so weit wie möglich reduziert.

Finanzierung der Maßnahme

Bauherren für die Hochwasserschutzmaßnahme „Neubau Schöpfwerk Fischerdorf am Saubach“ sind die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern, gemeinsam vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf. Die Stadt Deggendorf ist an den Baukosten beteiligt.

Die veranschlagten Kosten für die Gesamtmaßnahme betragen ca. 9,6 Mio. Euro (brutto), die aktuellen Kosten nach Beendigung aller Arbeiten liegen bei 10,5 Mio. Euro.

Planung und Bauausführung

Die Planung und die Abwicklung der Baumaßnahme, einschließlich Grunderwerb, Bauüberwachung und Abrechnung, erfolgen durch die RMD Wasserstraßen GmbH.

Technische Daten Schöpfwerk:

  • Neu installierte Pumpenleistung
    (5 Pumpen): 9000 l/s
  • Geodätische Förderhöhe: 4,97 m
  • Stromversorgung:: Mittel- und Niederspannungseinspei sung
  • Installierte elektrische Leistung ca. 900 kW
  • Transformatoren: (Mittelspannung) 2 Stück (je 630 kVA)
  • Spundwände: ca. 10.000 m²
  • Stahlbeton: ca. 3.000 m³
  • Deichbaumaßnahmen
    (Anpassung bestehender
    Deiche, Deichneubau): ca. 300 m
  • Erdbewegungen: ca. 45.000 m³
  • Straßen und Wege: ca. 4.000 m²

Bauzeit: Juli 2013 bis Juni 2016