Hochwasserschutz Kläranlage Straubing

Vorgeschichte

Die Kläranlage der Stadt Straubing befindet sich am rechten Ufer der Donau in der Gemarkung Ittling. Der bestehende Hochwasserschutz in diesem Bereich wurde in den Jahren bis 1953 errichtet. Trotz lokaler Anpassungen und Sanierungen im Laufe der Zeit bietet der vorhandene Ausbaugrad des bestehenden Donaudeichs lediglich Schutz vor einem ca. 30-jährlichen Hochwasserereignis inkl. Freibord.
Gemäß dem Bayerischen Landesentwicklungsprogramm sollen die Hochwasserschutzanlagen in Siedlungsbereichen sowie für wichtige Infrastruktureinrichtungen Sicherheit gegen ein 100-jährliches Hochwasserereignis der Donau bieten. Die Kläranlage Straubing ist eine mit erheblichen öffentlichen Mitteln finanzierte, bedeutsame Infrastruktureinrichtung.
Mit dem hier vorgestellten Vorhaben wird neben den bereits durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen Aiterach und Öbling der Ausbau der Hochwasserschutzanlagen im Polder Öbling vor einem 100-jährlichen Hochwasser der Donau abgeschlossen. Durch den Deichausbau im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahme Kläranlage Straubing fungiert der Donaudeich in Zukunft im Hochwasserfall als Leitdeich. Der Donaudeich unterhalb der Kläranlage wird nicht erhöht. Der Hochwasserschutz des Öblinger Bruches bleibt im bisherigen Umfang erhalten. Der Bereich wird wie bisher bei einem etwa 50 bis 100-jährlichen Hochwasserereignis überschwemmt. Damit kann er unverändert landwirtschaftlich genutzt werden, während der Retentionsraum erhalten bleibt. Die Ortsteile Ittling und Öbling werden durch eine bereits errichtete, zweite Deichlinie geschützt.

Beschreibung der Baumaßnahme

Die Linienführung des bestehenden Donaudeiches bleibt erhalten. Zusätzlich wird die Kläranlage mit Erweiterungsfläche durch einen neu zu errichtenden Ringdeich vor einem 100-jährlichen Donau-Hochwasser geschützt.
Die Maßnahme umfasst im Einzelnen:

  • Neubau eines Ringdeiches um das Kläranlagengelände auf einer Länge von ca. 900 m mit Anschluss an den bestehenden Donaudeich (Bereich A).
  • Neubau eines Deichbalkenverschlusses bei der Kreuzung der Imhoffstraße mit dem Ringdeich.
  • Aufhöhen des bestehenden Hochwasserschutzdeiches der Donau mit einer aufgesetzen Mauer entlang der Kläranlage auf einer Länge von ca. 700 m (Bereich B).
  • Aufhöhen des vorhandenen Deiches zwischen dem Straßendamm der B20 und der Kläranlage als Volldeich mit befahrbarer Deichkrone auf einer Länge von ca. 550 m (Bereich C).
  • Hochwasserfreie Zufahrt zum Leitdeich.

Hochwasserschutzdeiche und -mauern

Generell werden die Deiche mit einem Deichkörper aus Kies und einer Innendichtung ausgebildet. Im Bereich C bleibt der Grundwasserstrom unter dem Deich unbeeinflusst, nur in den Bereichen A und B bindet die Innendichtung in den dichten Untergrund ein, um die Kläranlage vor hohen Grundwasserständen zu schützen. Die befahrbaren Deichwege dienen dem Unterhalt, der Deichverteidigung und im Hochwasserfall teilweise als Zufahrt zur Kläranlage.

Sonderbauwerke

Deichbalkenverschluss Imhoffstraße
An der Zufahrtstraße zur Kläranlage wird ein Aluminium-Deichbalkenverschluss aus mobilen Elementen errichtet.

Gashochdruckleitung DN 400 mit Steuerkabel
Um eine Kreuzung der bestehenden Gashochdruckleitung DN 400 mit dem geplanten Ringdeich zu vermeiden, wird diese verlegt.

Abwasserhauptsammler
Der im Bereich des bestehenden Donaudeiches vom Straßendamm der B20 bis zum Kläranlagengelände vorhandene Hauptsammler DN 1500 der Stadt Straubing wird abgebrochen und parallel zum Donaudeich im Öblinger Bruch neu verlegt.

Binnenentwässerung

Auf der binnenseitigen Böschung anfallendes Niederschlagswasser bzw. ggf. auftretendes Drängewasser wird gefasst und über Entwässerungsmulden bzw. Dränageleitungen abgeleitet. Im Bereich der Kläranlage Straubing wird das gefasste Wasser dem Hochwasserpumpwerk der Kläranlage zugeführt und von dort aus in die Donau abgeleitet.

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen

Um die im Zuge der Baumaßnahme erforderlichen Eingriffe in die Natur auszugleichen, sind Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen.
Auf den Deichböschungen ist die Entwicklung von artenreichem, mageren Grünland geplant. Für die Aussaat wird autochthones Saatgut, bzw. Heumulch von externen, geeigneten Spenderflächen verwendet.
Zum Erhalt des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings sowie seiner Wirtsameisen und Raupenfutterpflanzen werden Vegetationssoden von den bestehenden Deichen entnommen und auf die neu errichteten Deiche umgesetzt.
Im Bereich der Öblinger Schleife werden extensiv gepflegte Flächen als Lebensraum für die von der Planung betroffene Flora und Fauna geschaffen. Im Nordwesten der Öblinger Schleife werden Ackerflächen erworben und nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten entwickelt.
Am Nordost-Ende der Baumaßnahme wurde ein 10 m breiter und 200 m langer Streifen am Fuße des bestehenden Deiches als Eidechsenhabitat errichtet. Dieser Bereich dient als Lebensraum für die im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Zauneidechse und ermöglicht nach Beendigung der Baumaßnahmen eine Wiederbesiedelung der neu errichteten Deichböschungen.

Finanzierung der Maßnahme

Bauherren für den Hochwasserschutz der Kläranlage Straubing sind die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern, gemeinsam vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf. Die Stadt Straubing ist an den
Baukosten beteiligt. Die Europäische Union fördert das Projekt im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit dem RWB- Programm zur Entwicklung strukturschwacher Gebiete im Interesse der Standortbestimmung. .. |mehr
Die geschätzten Kosten für die Gesamtmaßnahme betragen 9,2 Mio. Euro.

Planung und Bauausführung

Planung und Abwicklung der Baumaßnahme, einschließlich
Grunderwerb, Bauüberwachung und Abrechnung erfolgen
durch die RMD Wasserstraßen GmbH.

Technische Daten

  • Ringdeichlänge ca. 900 m
  • Länge der Deichsanierung ca. 1.400 m
  • Länge der Hochwasserschutzmauer ca. 700 m
  • Erdbewegungen ca. 173.000 m3
  • Deichinnendichtung ca. 30.000 m2
  • Straßen- und Wegebau ca. 22.000 m2
  • Stahlbeton ca. 1.100 m3
  • Abbruch / Neubau Abwasserhauptsammler ca. 700 m

Bauzeit

November 2010 bis Oktober 2012